Kuratierte Entdeckungs-Parcours

Daniel Kurjaković

Kurator Programme, Kunstmuseum Basel

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Tour Daniel Kurjaković:

Tour als Karte
→ zu Fuss: 1 h 21 min und 6.5 km
→ mit dem Velo: 32 min und 8.0 km

Bei einer mit Kunstorten so reich gesegneten Stadt wie Basel kann man fast an jedem beliebigen Ort starten. Warum die Kunsttage Basel nicht als Anlass nehmen, um eingefahrene Bahnen zu verlassen? Anders gesagt: Raus aus dem Zentrum und dort beginnen, wo man sich selten oder nie rumtreibt. Für mich heisst das: Ich starte im St. Johann-Quartier, das die Basler:innen anscheinend liebevoll «Santihans» nennen. Ich beginne bei der «Vitrine» am Vogesenplatz, dem Kunstort von Alys Williams. Die Gruppenausstellung mit dem assoziationsreichen Titel «The Sun and the Moon» weckt meine Neugierde. Weiter geht’s zu «Voltage», den die Künstlerin Ana Vujić 2017 gegründet hat. Ich mag es, wenn Künstler:innen eigene Kunsträume auf die Beine stellen und die Sache sozusagen selbst in die Hand nehmen. Schön wäre es, sich neben dem Besuch der Gruppenausstellung (mit Werken von tollen Künstler:innen wie Till Langschied, Lysann König, Adrian Falkner, Copa & Sordes und Laura Mietrup) auch mit der Gründerin und Kuratorin austauschen zu können. Übrigens verspricht auch hier der Titel der Ausstellung «Transit – Zwischenräume, Wandel, Übergang» etwas Relevantes und sehr Zeitgenössisches. Bleibt noch die Frage, ob er eher politisch oder metaphorisch gemeint ist? Sehen wir dann. Der nächste Halt ist in der Galerie Tony Wüthrich. Ich freue mich jetzt schon, die Ausstellung «READYUNMADE» mit den neuen Werken von Markus Schwander zu sehen, ein alter Bekannter, vor allem aber ein Künstler mit einem verschmitzten Humor, für den ich immer Sympathien hegte. Die Galerie schätze ich unter anderem, weil sie auch Künstler:innen aus Basel zeigt und ihnen die Stange hält. Den Galeristen selbst kennengelernt habe ich, als ich Leiko Ikemura – Tony Wüthrich vertritt sie – einlud, als Programmpunkt eine Performance für uns im Kunstmuseum zu konzipieren, was eine wunderbare Erfahrung war, die sie offensichtlich berührt hatte („Ab jetzt möchte ich am liebsten nur noch Performances machen“, meinte Leiko damals lachend). Gespannt bin ich auch auf die Ausstellung des walisischen Künstlers Barry Flanagan bei von Bartha, welche, wie es scheint, die Form einer kleinen Retrospektive hat. Flanagan ist 2009 verstorben, umso wichtiger ist es, dass Nachlässe gepflegt und seine Werke weiterhin aktiv gezeigt werden. Etliche Galerien machen diesbezüglich einen unglaublich wichtigen Job. Dabei kommt mir das sehr eigene, irgendwie luzide und geradlinige Werk des Basler Künstlers Bruno Maeglin (1892-1971) in den Sinn, ein Werk, das auch stark mit Basel als Lebensraum in der Moderne verknüpft ist, und für den die zwei Basler Galerien Mueller und Knoell gemeinsam eine umfassende Werkschau organisiert haben. Das ist zwar nicht direkt auf unserer Route, aber sollte man sonst mal noch anschauen gehen, weil es die Stadt Basel auch noch mal ganz anders zeigt. Überhaupt ist so eine Route mehr als nur ein Ortswechsel, sondern kann eben auch eine Zeitreise sein. Nun aber über den Rhein, die Johanniterbrücke überquerend, den Kopf bei «DOCK Kunstraum» reinstecken, dann mich bei Ana Brankovic’s Space «zur Wand» umsehen, um schliesslich bei Guillaume Daeppen zu landen, der sowohl eine Galerie ist als auch Zines zeigt. Für jemand wie mich, der sich schon lange für alles interessiert, was neben den kanonischen Kunstformen wie Malerei und Skulptur existiert, ist dies ein perfekter Abschluss der Route. Her mit den Zines, den Künstler:innenbüchern, kleinen Pamphleten und was es sonst noch alles gibt! Übrigens scheint auch die Ausstellung «Milk und Wodka», was nach einem etwas grusligen Mix tönt, einiges zu versprechen, wenn es heisst, dass die beiden Künstler Roman Mader und Remo Keller «tabulos anarchistisch und gnadenlos romantisch» an einem eigenen Paralleluniversum arbeiten. Kann ja nur gut sein!

Information

© Alain Kantarjian

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